Landschaftsverband Rheinland - Qualität für Menschen

LVR-Archäologischer Park Xanten
LVR-RömerMuseum

Hafentempel

Wer sich der Colonia Ulpia Traiana auf dem Rhein näherte, nahm schon aus der Ferne den hoch über die Mauern der Stadt ragenden Hafentempel wahr. In seiner Lage unmittelbar hinter dem Tor zum Hafen empfing das prachtvolle Bauwerk die Ankommenden wie ein Wahrzeichen römischer Kultur.

Momentan wird die Marmorausstattung der Cella (Kultraum) baulich umgestaltet. Das Bauwerk ist dennoch gut zu besichtigen.

Blick auf fünf teilweise rekonstruierte Säulen an der Längsseite des Hafentempels. Detailansicht des korinthischen Kapitells (der oberste Teil der Säule) und des verzierten Gebälks. Zwei rekonstruierte Säulen des Hafentempels in der Morgendämmerung.

Der Hafentempel: Monument römischer Baukunst und Stadtkultur.

Der Hafentempel war nach dem Kapitol der zweitgrößte Tempel der Stadt. Seine Größe und der aufwändig verzierte, farbig bemalte Kalkstein kündeten vom Anspruch der Colonia, ein Stück „Rom in der Fremde" darzustellen. Wie jeder römische Tempel war auch dieser einst einer bestimmten Gottheit geweiht. Welche das war, ist leider unbekannt. Seinen ungewöhnlichen Namen erhielt das Bauwerk bei den Ausgrabungen wegen der Nähe zum Hafen.

Der Tempel wurde in ausgewählten Teilen auf einem drei Meter hohen Podium rekonstruiert. Wie in der Antike bestehen auch die rekonstruierten Bauteile aus Lothringer Kalkstein. Einige in voller Höhe errichtete Säulen und der Ansatz des Dachgebälks vermitteln einen Eindruck von der Wirkung, die das imposante Bauwerk mit seiner Höhe von rund 25 Metern einst erzielte.

Podium, Treppe und einige Säulen des Hafentempels werden von Besucherinnen und Besuchern besichtigt. Die Säulen des Hafentempels sind von unten fotografiert und ragen eindrucksvoll in den Himmel.

Die rekonstruierten Säulen und Teile des Daches lassen die ursprüngliche Wirkung erahnen.

Die eindrucksvolle Wirkung wurde durch die klassische Form des so genannten Ringhallentempels (Peripteros) unterstützt. Bei dieser in den nördlichen Provinzen seltenen Bauform tragen freistehende Säulenreihen auf allen vier Seiten das Dach über dem Kultraum. Ihre Form und die Details der korinthischen Kapitelle mit den fein gestalteten Blattkränzen konnten anhand vieler kleiner Bruchstücke, die man bei den Ausgrabungen fand, rekonstruiert werden. Eine der Säulen ist farbig bemalt, um die einstige Farbenpracht des Bauwerks zu veranschaulichen.

Über eine breite Treppe kann man auf das Podium des Tempels steigen und den Kultraum, die Cella, betreten. In der Antike war dies das Vorrecht der Priester, Tempeldiener und hochstehender Persönlichkeiten; gewöhnliche Sterbliche bekamen das Innere nicht zu Gesicht. Die alltäglichen Gottesdienste und Opferungen wurden am Altar vor dem Tempel verrichtet. Heute steht an der Stelle des Altars sein aufgemauerter Fundamentblock. Die Cella war, wie es sich für eine göttliche Behausung geziemte, reich verziert. Die Innenwände waren üppig mit Marmorplatten, Halbsäulen und bemaltem Stuck ausgestattet. Auch der Fußboden bestand aus kostbarem farbigem Marmor. Vor der Rückwand wird ein kleines Podium mit der Statue der (heute unbekannten) Gottheit gestanden haben, der dieser Tempel geweiht war.

Blick durch einige Säulen in den grünen Park. Blick in die rekonstruierte Cella, den Kultraum. Die freigelegte originale Fundamentplatte des Hafentempels.

Mittig der Blick in die Cella, den Kultraum. Ihn bekam kein gewöhnlicher Sterblicher zu Gesicht. Rechts die originale Fundamentplatte unter dem Tempel.

Wie alle römischen Bauten in Xanten fiel der Hafentempel dem mittelalterlichen Steinraub zum Opfer. Bei den Ausgrabungen ab dem Jahr 1977 fand man noch die 24 x 36 Meter große Fundamentplatte sowie unzählige kleine Bruchstücke des Tempels, darunter viele verzierte Stücke aus Kalkstein und zerbrochene Marmorplatten. Einige dieser Bruchstücke sind im LVR-RömerMuseum zu sehen.

Die Fundamentplatte ist an Ort und Stelle zugänglich, weil der Rekonstruktionsbau – von außen unsichtbar – wie eine Halle über ihr errichtet wurde. Auf diese Weise ist die Rekonstruktion zugleich ein Schutzbau für die originalen Überreste. Man erreicht die Fundamentplatte über einen Zugang auf der Rückseite des Tempels. Sie ist über zwei Meter hoch und besteht aus einem Gemisch aus Zement und Bruchsteinen. Abdruckspuren im römischen Mörtel markieren bis heute die Stellen, an denen einst große Steinquader saßen. Diese Quader verstärkten das Fundament an den besonders belasteten Teilen unter den Cellamauern und Säulenreihen und geben somit wichtige Hinweise auf die Bauweise des Tempels.

Wer mag, findet hier weitere archäologische Spuren aus der Bauzeit des Tempels. Über eine Treppe gelangt man hinab in die Baugrube. Die Römer hatten den Untergrund zunächst mit eingerammten Eichenpfählen gefestigt. Anschließend errichteten sie an den Rändern eine Verschalung aus Holzpfosten und Reisig, um darin lagenweise die Fundamentplatte zu gießen. Die Pfosten und das Astwerk sind längst vergangen, doch ihre Abdrücke bilden sich noch originalgetreu in den Rändern des Gussmauerwerks ab.

Eine Besuchergruppe betrachtet den rekonstruierten Hafentempel.

Die Rekonstruktion – zugleich Schutzbau für die erhaltenen Überreste des Tempels.

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