Der LVR-APX bewahrt ein archäologisches Bodendenkmal von europäischem Rang. Permanente Ausgrabungen und vielfältige Forschungsprojekte machen Xanten zu einem bedeutenden Schauplatz für die römische Archäologie.
Der LVR-APX ist deshalb ein Schauplatz vielfältiger Forschungsprojekte. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Haues arbeiten in enger Vernetzung mit Universitäten, Museen und anderen Forschungseinrichtungen. Hier finden Sie eine Übersicht über die aktuellen Projekte.
Bearbeitung: Dr. Martin Müller, Dr. Bernhard Rudnick, Dr. Norbert Zieling
Ziel des Projektes ist die geophysikalische Prospektion des gesamten CUT-Areals und des römischen Hafens mit GPR. Die geophysikalischen Prospektionen erfolgten durch die Berliner Firma Eastern Atlas in den Jahren 2006 bis 2023.
Die Publikation der Ergebnisse befindet sich im Druck und erscheint in den Xantener Berichten.
Das Institut für Klassische Archäologie der Universität Hamburg führt seit 2013 geophysikalische Prospektionen mit der Geomagnetik und dem Georadar auf dem Gelände der CUT durch. Die Ergebnisse wurden im Rahmen eines Dissertationsvorhabens ausgewertet.
Die Arbeit befindet sich in Druckvorbereitung und wird in den Xantener Berichten erscheinen.
Bearbeitung: Dr. Jutta Meurers-Balke, Michael Herchenbach, Dr. Tanja Zerl
Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Knörzer hat seit 1964 Bodenproben aus den Ausgrabungen in der CUT archäobotanisch untersucht. Seine Ergebnisse hat er 1981 in Band 11 der Reihe Archaeo-Physika monografisch vorgelegt. Inzwischen ist der Datenbestand durch Karl-Heinz Knörzer und die Arbeiten des Kölner Labors für Archäobotanik erheblich erweitert worden. Damit haben sich eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse ergeben, die erst zu einem geringen Teil in Einzelpublikationen behandelt wurden. Das Kölner Labor hat in den letzten Jahren alle aus der CUT vorliegenden archäobotanischen Daten – neben den Bestimmungen der Früchte und Samen auch die pollenanalytischen Ergebnisse – gesichtet und neu bewertet. Der laufenden, landschafts- und agrargeschichtlichen Auswertung dienen nicht nur die archäobotanischen Funde und Befunde, es werden auch antike Schriftquellen – Enzyklopädien, Agrarschriften, pharmakologische Literatur, Rezeptsammlungen – einbezogen, die Aussagen zu den in der Antike üblichen Nutzungsbereichen von Pflanzen erlauben und damit unser Bild über die römische Flora – auch am Niederrhein – bereichern.
Die 2015 eröffneten römischen Handwerkerhäuser stellen typische Wohn- und Arbeitsverhältnisse der einfachen Stadtbevölkerung dar. Die tragenden Wände bestehen aus massivem Stampflehm. Die Rekonstruktion der Häuser stellte die Bauforscher neben der wissenschaftlichen Untersuchung der originalen Architektur vor besondere Herausforderungen, weil das fachliche und handwerkliche Wissen um die alten Lehmbautechniken in Europa heutzutage weitgehend verlorengegangen ist. Wie aufwändig war der Bau eines Hauses, wie lange haben welche Schritte gedauert und welchen Grad an Bauunterhaltung benötigen die Bauten aus Lehm im Zuge ihrer (musealen) Nutzung?
Die rekonstruierten Herbergsthermen im APX waren von 1989 bis 2005 in Betrieb. Seitdem wurden sie nicht mehr beheizt, weil Rauchgase in die Baderäume eindringen. Wurde die Anlage falsch rekonstruiert, fehlerhaft betrieben oder hatten bereits die Römer vergleichbare Probleme? Zusammen mit dem Institut für Sound and Vibration Engineering der FH Düsseldorf wurde ein hochdetailliertes Computermodell der Thermenanlage strömungstechnisch untersucht. Ein großer Teil der bekannten Bauschäden lässt sich durch das Modell inzwischen erklären und die entsprechenden baulichen Veränderungen werden nun mit dem Ausgrabungsbefund in Xanten und Detaillösungen andere Grabungen abgeglichen. Zeitgleich entwickelt das Institut für Ziegelforschung in Essen eine neue Rezeptur für den Estrichboden mit einem geringeren Ausdehnungskoeffizienten.
Angegliedert an die Publikation der Befunde auf der Kapitolsinsula durch den Ausgräber Dr. Gundolf Precht (Xantener Berichte 25) bereitet B. Liesen eine Auswertung und Publikation des umfangreichen Fundmaterials aus den Ausgrabungen von 1994 bis 1998 vor. Der Grabungsbereich weist eine komplexe Stratigrafie mit mehreren Bauphasen seit dem 1. Drittel des 1. Jahrhunderts auf und war seit hadrianischer Zeit Standort des Capitols. Ziele der Fundbearbeitung sind die Datierung der Baubefunde, die Untersuchung der Funktion der verschiedenen frühkaiserzeitlichen Gebäude und der Sozialstruktur ihrer Bewohner sowie der wirtschaftlichen Beziehungen der vorkoloniezeitlichen Siedlung. Neben Wohnbauten fanden sich auch Hinweise auf eine handwerkliche Nutzung des Areals.
Finanziert durch das Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.
Bearbeitung: Sabine Leih M. A. und Dr. Bernd Liesen
Durch 2006 durchgeführte Georadaruntersuchungen nordöstlich der Großen Thermen ließen sich im Bereich von Insula 17 ein 20 m breiter Bau und eine lineare, in Nord-Süd-Richtung verlaufende Struktur, wohl eine Straße, vermuten. Um Genaueres in Erfahrung zu bringen, wurde der Bereich ausgegraben. Dabei wurde zunächst ein Gebäude mit einer Kanalheizung freigelegt, das erst gegen Mitte des 3. Jahrhunderts errichtet wurde. Nach Abtrag der Gebäudestrukturen konnten umfängliche Mörtel- und Werkzollhorizonte freigelegt werden, die vermutlich bei Baumaßnahmen an den Großen Thermen entstanden. Dabei wurde ein Gebäude mit einer Kanalheizung freigelegt, das möglicherweise bei Arbeiten an den Großen Thermen errichtet wurde. Darunter fand sich ein Abschnitt der jüngsten vorcoloniazeitlichen Limesstraße, die das Lager Vetera Castra I auf dem Fürstenberg bei Xanten mit dem Lager in Burginatium (Kalkar) verband.
Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, die siedlungsgeschichtlichen Abläufe im ergrabenen Geländeausschnitt durch die Analyse der Funde und Befunde zu klären und im Kontext der Stadtentwicklung zu bewerten.
Lehrgrabung des Archäologischen Instituts der Universität zu Köln
Projektleitung: Prof. Dr. Eckhard Deschler-Erb, Archäologie der Römischen Provinzen, Archäologisches Institut der Universität zu Köln.
Das Archäologische Institut der Universität zu Köln bietet seinen Studierenden seit 2016 im Rahmen jährlicher Forschungskampagnen im APX die Möglichkeit, alle Aspekte der modernen Grabungsmethodik zu erlernen. Primäres Ziel ist die Erforschung eines mehrphasigen Großbaus auf Insula 22, zu dem unter anderem ein umfangreich gestalteter Eingangsbereich mit Wasserbecken gehört. Unterhalb dieser Bebauung liegen materialreiche Erdgruben aus der Vorcoloniazeit.
Um neue Wege für die vollständige dreidimensionale Erfassung einer archäologischen Ausgrabung zu entwickeln und antike Tier- und Pflanzenreste in die Auswertung und Interpretation einzubeziehen, arbeitet das Archäologische Institut der Universität zu Köln mit der Technischen Hochschule Köln (Institut für Baubetrieb und Vermessung und Institut für Informatik) sowie der Integrativen und prähistorischen naturwissenschaftlichen Archäologie (IPNA) der Universität Basel/CH zusammen.
Bearbeitung: Dr. Martin Müller, Dr. Elisabeth Krieger, Prof. Dr. Renate Thomas, PD Dr. Werner Oenbrink
Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht die Aufarbeitung der Funde und Befunde der Grabungen unter Prof. Dr. Harald von Petrikovits 1934/35 und der Grabungen des APX von 2010 und 2018. Die Grabungen der 1930er Jahre haben das Amphitheater fast flächendeckend aufgedeckt; ferner wurden der römische Fahrstuhl und dessen gut erhaltene Holzkonstruktionen untersucht. Ziel ist die Vorlage der Befunde und der Funde aus diesen Grabungen auf Grundlage der lückenhaft überlieferten Dokumentation der Altgrabungen. Eigene Untersuchungen erfahren die Bauornamentik und die Wandmalereien an der Innenwand der Arena.
Die römischen Wandmalereien aus dem Stadtgebiet der CUT. Funde aus öffentlichen Bauten
Bearbeitung: Elisabeth Hähner, Dr. Brita Jansen, Dr. Michael Zelle
Anschließend an die Vorlage der Wandmalerei-Funde aus Privatbauten (Xantener Berichte 11) bereiten die Autoren die Publikation der römischen Malereien aus öffentlichen Bauten der CUT vor. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen Fragen nach dem Ausstattungsniveau der öffentlichen Bauten und dem Vergleich mit anderen urbanen Zentren, Verbindungen zu anderen Werkstätten und die Klärung chronologischer Entwicklungen.
Die Arbeit befindet sich in Druckvorbereitung und wird in den Xantener Berichten veröffentlicht.
Ziel des Projekts ist die Aufarbeitung und Publikation der Befunde und Funde aus den Ausgrabungen in den sog. Großen Thermen. Das antike Stadtbad auf Insula 10 der CUT wurde bereits 1879 entdeckt. Nach ersten Grabungen im 19. Jahrhundert und großflächigen Untersuchungen zwischen 1957 und 1963 fanden ab 1984 weitere umfangreiche Grabungen statt, die mit Unterbrechungen bis zum Jahr 2008 fortgesetzt wurden. Seit dieser Zeit gilt die Thermeninsula archäologisch wie bauhistorisch als das bestuntersuchte Areal der gesamten Colonia. Die Publikation ist in Vorbereitung.
Christoph Eger bereitet eine Publikation der römischen Bronzegefäße aus Xanten und Umgebung auf Grundlage der Vorarbeiten durch Dr. Hans-Joachim Schalles vor. Mit den Funden aus den Ausgrabungen im Stadtgebiet der CUT, insbesondere mit den Funden aus den Kiesausbaggerungen im Bereich des alten Rheinverlaufs bei Xanten besitzt der APX die umfangreichste Kollektion an römischem Bronzegeschirr in der Region. Die Publikation wird zwei Teile umfassen: Im Fundkatalog werden die einzelnen Gefäße und ihr Fundkontext ausführlich beschrieben, ferner wird jedes Gefäß dokumentiert. Im auswertenden Teil erfolgt eine formenkundliche und chronologische Analyse.
Ziel des Projekts ist die Vorlage sämtlicher Befunde auf der Forumsinsula (Insula 25) der CUT. In diesem zentralen Bereich der Colonia liegt eine reiche Stratigrafie vor, die ältesten Befunde weisen auf einen eisenzeitlichen Bestattungsplatz hin. Darüber folgen mehrere vorcoloniazeitliche, vermutlich bereits in spätaugusteischer Zeit einsetzende Holzbauphasen mit Gebäuden ungeklärter Funktion und mehreren Brunnen. Der Großteil der Ausgrabungen des 20. Jahrhunderts verfolgte jedoch die gezielte Freilegung der Fundamentreste und Ausbruchsgräben des mittelkaiserzeitlichen Forums. Die Untersuchung verspricht Aufschlüsse über die unterschiedlichen Bauphasen des Forums und seinen Bezug zur umgebenden Siedlungsbebauung. Auch eine denkbare spätantike Nutzung des Komplexes soll untersucht werden.
Eine flankierende Auswertung des Fundmaterials aus den Ausgrabungen im Forum erfolgte durch Dr. Regina Franke.
Bearbeitung: Prof. Dr. Renate Gerlach, Dr. Jutta Meurers-Balke, Michael Herchenbach, Sabine Leih M.A.
Im Rahmen des Rhein-Limes-Projektes des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland wurden in Zusammenarbeit mit dem APX auch der aus dem Hafen der CUT vorliegende Datenbestand aus 150 Rammkernbohrungen mit 86 Pollen- und 50 Makrorestproben sowie mehreren Grabungsschnitten mit archäobotanischen Befunden einer Neubewertung unterzogen. Auf Grundlage der neuen Auswertungen zeigte sich, dass in Xanten – ebenso wie an allen anderen Hafenstandorten am Niederrhein – ausschließlich am Prallhang des Rhein-Hauptstromes ein dauerhaft ausreichender Wasserstand für feste Hafenanlagen gegeben war. An solchen Prallhängen sind Uferabbrüche kaum zu vermeiden; auch die Xantener Hafenrinne war wiederholt davon betroffen. Den Uferabbrüchen begegnete man mit der Anlage von Uferschutzanlagen. Ein solches Packwerk aus Pfählen, Stecken, Astgeflechten und Müllschichten ließ sich aus den archäologischen, geoarchäologischen und archäobotanischen Befunden der 1993 durchgeführten Hafengrabung rekonstruieren. Als „Senkerde“ für die aus Zweigen und Ästen bestehenden Faschinen verbaute man Plaggen (caespites), die man an nassen (Gleithang-)Ufern abgestochen hatte. Die Ergebnisse wurden im SPP 1630 weiterverfolgt und konnten anhand weiterer Hafenstandorte präzisiert werden.
Auf dem Areal der Colonia Ulpia Traiana wurden bislang sechs Mörser aus Kalkstein entdeckt. Die Mörser dienten der Nahrungszubereitung oder der Zerkleinerung von Farbpigmenten in Malerbetrieben. Eine Verwendung für Pigmente ist besonders für einen 1991 im Bereich des Hafentempels gefundenen Mörser zu vermuten, da er in unmittelbarer Nähe zu einer Malerausstattung lag. Die steinernen Reibgefäße aus der CUT sollen zusammen mit Materialanalysen, die an der Universität Würzburg vorgenommen wurden, vorgelegt und typologisch mit weiteren Stücken der Nordwestprovinzen verglichen werden. Für die Exemplare der CUT und der Germania inferior gilt es etwa zu untersuchen, ob sich hier ähnliche Tendenzen feststellen lassen wie in Richborough (GB), wo der Handel mit Reibgefäßen aus Kalkstein nur ein Nebenprodukt von Baumateriallieferungen aus Steinbrüchen waren.
Zwischen 2017 und 2020 fanden auf Insula 13 Grabungen im Bereich eines gallo-römischen Umgangstempels statt. Das Projekt beschäftigt sich mit der ausführlichen Auswertung der Grabungsergebnisse. In einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Archäologie, Archäobotanik und Archäozoologie werden besonders die Grubenbefunde hinsichtlich ihrer Aussagekraft zu Kulthandlungen während der römischen Kaiserzeit bearbeitet. Weitere Beiträge von Fachexperten umfassen das Architekturmaterial (Dr. Werner Oenbrink) und die Wandmalerei (Prof. Dr. Renate Thomas).
Publikationen Forschung ist erst dann vollbracht, wenn sie der Allgemeinheit zur Verfügung steht. Hier finden Sie eine Zusammenstellung der wissenschaftlichen Publikationen des LVR-RömerMuseums und Archäologischen Parks.
Publikationen
Im Kreis der Familie, mit der Schule oder als Gruppe erleben Sie einen einzigartigen Tag im Gelände des APX. Zahlreiche Veranstaltungen, Führungen und Workshops laden dazu ein, in die römische Welt einzutauchen.